Die Rolex Deepsea D-Blue im Test

Als der Autor, Regisseur und Abenteurer James Cameron am 26. März 2012 mit seinem Tauchboot replica rolex Deepsea Challenger den Anfang der Tiefsee in 1.000 Metern Tiefe erreichte, war das Licht verschwunden. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nicht einmal ein Zehntel seiner Reise hinter sich. In 10 908 Metern Tiefe landete er sanft auf dem Boden der Challenger Deep, dem tiefsten Punkt des Ozeans, auf dem Grund des Marianengrabens. Bevor der hydraulische Arm des Tauchfahrzeugs ausfiel, konnte er eine Probe vom Meeresboden nehmen. Die Rolex Deepsea Challenge, ein Prototyp einer Uhr, die dem Wasserdruck bis zu einer Tiefe von 15.000 Metern standhält, war sowohl am mechanischen Arm als auch an Camerons Handgelenk befestigt.

Nur zwei andere Menschen waren Cameron bei diesem Unterfangen zuvorgekommen – 1960 erreichten Jacques Piccard und Don Walsh diesen Punkt mit ihrem Unterwasserfahrzeug Trieste. Auch damals wurde eine experimentelle Taucheruhr von Rolex, die Deep Sea Special, an der Außenseite der Druckkammer befestigt, und sie überstand den Tauchgang 1960 ebenso unbeschadet wie die Deepsea Challenge im Jahr 2012.

Rolex Deepsea D-Blau

Keine der beiden Uhren wurde jemals kommerziell hergestellt. Die Deep Sea Special war wegen ihrer enormen Dicke von 35 mm und dem gewölbten, halbkugelförmigen Glas über dem Zifferblatt praktisch nicht tragbar. Die zweite Version war wesentlich kleiner. Sie basierte auf der innovativen Gehäusekonstruktion, die 2008 für das Serienmodell Deepsea eingeführt wurde, das eine Druckfestigkeit bis zu einer Tiefe von 3 900 Metern aufweist.

Im Jahr 2008 war die Deepsea die druckfesteste mechanische Uhr auf dem Markt. Seitdem stellen Hersteller wie Vintage VDB und CX Swiss Military Watch Uhren her, die noch größeren Tiefen standhalten (und die Seamaster Ultra Deep von Omega hat den Tiefenrekord der Deepsea inzwischen um einige wertvolle Meter übertroffen), aber sie überragen die tragbare, 18 mm dicke Rolex Deepsea um mindestens 6 mm und wirken klobig.

2014 brachte Rolex als Hommage an Camerons Tieftauchgang eine spezielle Version dieser extremen Taucheruhr mit einem “D-Blue”-Zifferblatt auf den Markt. Anstelle des komplett schwarzen Zifferblatts hat diese Uhr ein Zifferblatt, dessen Farbe allmählich von Dunkelblau zu Schwarz wechselt, so wie der Ozean dunkler wird, wenn er tiefer wird. Der Deepsea-Schriftzug auf dem Zifferblatt hat die gleiche grüne Farbe wie die Farbe von Camerons Tauchboot. Während das Standardmodell der Deepsea nicht übermäßig beliebt war, überstieg die Nachfrage nach der D-Blue das Angebot bei weitem, und das trotz ihres höheren Preises.

In die Tiefe

2018 hat Rolex beide Versionen der Deepsea überarbeitet und wir haben das Modell D-Blue getestet. Der offensichtlichste Unterschied ist das breitere Armband mit der größeren Faltschließe, doch insgesamt wirken die Proportionen harmonischer. Die Endstücke des Armbands ragen nicht mehr über die Bandanstöße hinaus. Eine weitere Neuerung ist die winzige Rolex-Krone, die am Rand des Zifferblatts bei 6 Uhr zwischen den Worten “Swiss” und “Made” platziert ist.

Das Armband der neuen Deepsea (rechts) ragt im Vergleich zu ihrem Vorgängermodell nicht mehr über die Bandanstöße hinaus.

Der Abstand zwischen Gehäuse und Lünette wurde verringert, wodurch weniger Schmutz in die Uhr eindringen kann. Auch die runde Leuchtmarkierung auf der Lünette ist nicht mehr so hoch und daher weniger anfällig für Beschädigungen. Das Armband wurde neu gestaltet und ist nun geschmeidiger und bequemer.

Hoher Druck

Die Herstellung einer extrem druckfesten Uhr ist eigentlich nicht besonders schwierig. Die Dicke der Gehäusewände und die äußeren Abmessungen können so weit erhöht werden, dass eine Uhr mit sehr hoher Wasserdichtigkeit hergestellt werden kann. Aber Rolex ist das Problem nicht auf diese Weise angegangen. Das Ziel der Deepsea-Ingenieure bestand von Anfang an darin, eine tragbare Uhr zu entwickeln. Das ist ihnen mit einem Durchmesser von 44 mm und einer Dicke von 18 mm gelungen, die zudem sehr angenehm zu tragen ist.

Dies erforderte eine völlig neue Gestaltung der Gehäusestruktur – das Ergebnis ist das von Rolex entwickelte und patentierte “Ringlock-System”. Das System besteht aus drei Elementen, die Druck absorbieren: dem 5,5 mm dicken Saphirglas, dem 3,28 mm dicken Gehäuseboden aus Titan Grad 5 und dem Innenring aus Biodur-108-Stahl. Das System ist von einem Rolex-Gehäuse aus 904L-Stahl umgeben. Der Titanboden ist nicht verschraubt, sondern wird durch einen Gewindering aus demselben Stahl wie das Gehäuse auf den Innenring gepresst.

Das Armband der aktualisierten Rolex Deepsea D-Blue (links) ist breiter und hat ein harmonischeres Aussehen.

Die Materialien werden sorgfältig nach ihrer extremen Robustheit und Widerstandsfähigkeit ausgewählt, damit sie sich nicht verformen oder unter Druck brechen. Biodur 108 ist etwa dreimal so zugfest wie der für das Gehäuse verwendete Stahl, und Titan Grad 5 – eine Titanlegierung mit Vanadium und Aluminium – ist viermal so stark. Diese komplizierte Konstruktion ermöglicht es, ein Gehäuse herzustellen, das mehr als 10 Prozent dünner ist als ein herkömmliches Gehäuse. Die Deepsea ist eigentlich für eine Wassertiefe von 4.900 Metern ausgelegt, und jede Uhr wird unter Wasser mit diesem um 25 Prozent höheren Druck getestet. Rolex hat sich bei der Entwicklung der Wasserdruckprüfgeräte mit dem französischen Tauchausrüstungsunternehmen Comex beraten.

Erweiterte Nutzung

Die für die Deepsea verwendete Stahllegierung eignet sich sehr gut zum Tiefseetauchen. Sowohl das Armband als auch das Gehäuse der Deepsea sind aus 904L-Stahl gefertigt, den Rolex als “Oystersteel” bezeichnet. Er ist schwieriger zu verarbeiten, aber weniger anfällig für Salzwasserkorrosion als der üblicherweise für Uhren verwendete 316L-Stahl. Zusätzlich zu der 1,8 cm langen, ausklappbaren Verlängerung des Fliplock-Armbands verfügt auch die Glidelock-Schließe über ein 1,8 cm langes Verlängerungsstück. Das ist praktisch, da sich das Armband bei steigenden Temperaturen schnell verlängern lässt. Dieser Mechanismus kann sogar genutzt werden, wenn die Uhr am Handgelenk getragen wird.

Platin und Keramik

Rolex hat die gesamte Oberseite des Gehäuses und des Armbands gebürstet. Die Seiten sind hochglanzpoliert, und auch der kratzfeste Hightech-Keramik-Laufring der einseitig drehbaren Taucherlünette glänzt. Die Ziffern und Indexe sind gefräst und mit Platin beschichtet. Die Farbe der Lünette variiert zwischen Schwarz und Anthrazit, je nach Lichteinfall.

Das neue, breitere Armband hat eine lange, fein einstellbare Verlängerung und lässt die Deepsea weniger kopflastig erscheinen.

Die nun vollständige Minutenskala ist für Taucher und andere gleichermaßen interessant. Auch bei den Lünetten hat Rolex neue Maßstäbe gesetzt – mit leichtgängigen und soliden Ratschen in Halbminutenschritten, die beim Drehen fest und präzise klingen.

Das Glas der Deepsea ragt nicht so weit über die Lünette hinaus wie bei anderen Rolex-Modellen, was Beschädigungen vorbeugt. Leider reflektiert das Glas unter bestimmten Bedingungen Licht. Die Farbveränderung auf dem Zifferblatt beeinträchtigt jedoch nicht die Ablesbarkeit der Uhr.

Die Zeiger sind leicht gekrümmt und erscheinen daher nicht schwarz, wie es bei manchen Zeigern der Fall ist. Die Zeiger und Markierungen sind, wie immer bei Rolex, aus Gold gefertigt. Das Design – mit dem “Mercedes”-Zeiger für die Stunden, den runden Stundenmarkierungen, den Balkenmarkierungen bei 6 und 9 Uhr und dem Dreieck bei 12 Uhr – stammt im Wesentlichen von der ersten Submariner. Rolex hat die Kontinuität seit über 60 Jahren gewahrt. Was könnte man in Bezug auf das funktionale oder ästhetische Design noch verbessern?

Der Gehäuseboden ist aus Titan gefertigt.

Die Leuchtmasse auf den Zeigern, Markierungen und der Nullmarkierung auf der Lünette leuchtet blau. Der Vorteil für Taucher besteht darin, dass Wasser langwelliges Licht besser absorbiert als kurzwelliges, so dass blaues Licht unter Wasser am einfachsten zu sehen ist. Die Deepsea wirkt trotz ihres historischen Zifferblattdesigns zeitlos. Das liegt an ihrer zeitgemäßen Größe, dem gewölbten Glas, der Hightech-Lünette und dem sichtbaren Innenring des Ringlock-Systems. Der ikonische Rolex-Text auf dem Zifferblatt bleibt Geschmackssache. Das Zifferblatt der Deepsea D-Blue ist wortreicher als je zuvor. Allein auf der unteren Hälfte des Zifferblatts befinden sich fünf Textzeilen, hinzu kommen die Informationen auf dem inneren Ring. Aber das tut der erfolgreichen Entwicklung dieses Designs keinen Abbruch.

Neues Kaliber

Wie beim Design mussten auch beim Uhrwerk nur wenige Verbesserungen vorgenommen werden, aber Rolex überarbeitete das Kaliber 3135, das bereits für seine Robustheit und Genauigkeit bekannt war, grundlegend. Das Kaliber 3235 löst das 3135 ab. Im Jahr 2015 begann Rolex mit der Einführung der neuen Kalibergeneration in seinen aktualisierten Modellen. Bei den Stahduhren wurde es in der neuen Sea-Dweller und der neuen GMT-Master II mit der blau-roten Lünette sowie in der Datejust eingesetzt. Beim Kaliber 3235 blieben nur 10 Prozent der Komponenten des 3135 unverändert. Insgesamt hat Rolex für dieses Kaliber 14 Patente erhalten.

Welche Vorteile hat dies für den Träger? Die Widerstandsfähigkeit gegen Stöße und die Zuverlässigkeit werden erhöht. Der Aufzugsmechanismus ist effizienter und baut seine Gangreserve schneller auf, vor allem dank des neuen kugelgelagerten Oszillators. Vor allem aber hat sich die maximale Gangreserve von den üblichen 48 Stunden auf 70 Stunden erhöht. Erreicht hat Rolex dies durch die Verwendung einer dünneren Federhauswand, die den Einsatz einer längeren Triebfeder ermöglicht, sowie durch die innovative Chronergy-Hemmung, die den Wirkungsgrad der Schweizer Ankerhemmung um 15 Prozent erhöht. Ermöglicht wird dies durch eine veränderte Geometrie und eine skelettierte Form, die ihr Gewicht reduziert. Die leichtgewichtige Hemmung zeichnet sich auch durch ein deutlich leiseres Ticken aus.

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Rolex Kaliber 3235

Das Ankerrad aus einer Nickel-Phosphor-Legierung wird im LIGA-Verfahren (Lithografie, Galvanik und Guss) hergestellt und reagiert nicht auf Magnetfelder. Die neue Unruhspirale verbessert ebenfalls den Magnetfeldschutz. Die blaue Parachrom-Spirale aus einer Niob-Zirkonium-Legierung ist bereits aus anderen Modellen bekannt, ebenso wie der Paraflex-Stoßdämpfer. Der Endschlag der Unruh kann mit einer statt zwei Schrauben eingestellt werden. Und die Überspirale sorgt für eine konzentrische Atmung der Spiralfeder, ebenso wie der freischwingende Oszillator mit Microstella-Schrauben.

Obwohl das neue Kaliber unter einem massiven Stahlboden arbeitet, ist es wie alle Oyster Modelle dekoriert – mit einem Sonnenschliff auf dem teilskelettierten Oszillator und der Automatikbrücke, matten Linien auf den Stahlkomponenten sowie einigen abgeschrägten Kanten und polierten Schraubenköpfen.

Solide Ratenergebnisse

2015 hat Rolex strengere Vorschriften für alle seine Modelle eingeführt. Zusätzlich zur Chronometerzertifizierung durch die unabhängige Schweizer Prüfstelle COSC, die das Uhrwerk testet, regulieren die Rolex-Uhrmacher das Gehäuseuhrwerk auf noch präzisere Werte: Die Gangabweichung darf maximal zwischen -2 und +2 Sekunden pro Tag liegen. Dabei kommt ein speziell entwickeltes System zum Einsatz, das die tatsächlichen Tragebedingungen simuliert.

Unsere Testuhr erreichte diese Werte auf der Zeitmessmaschine problemlos. Die durchschnittliche Abweichung betrug nur -0,7 Sekunden pro Tag, und die größte Abweichung lag bei nur 4 Sekunden. Wenn die Uhr am Handgelenk getragen wurde, zeigte sie nur geringe Zu- oder Abschläge, so dass im Durchschnitt praktisch keine Abweichung auftrat.

Dank ihres hohen Tragekomforts ist die Deepsea D-Blue eine hervorragende Uhr für den Alltag, was bei einem so extremen Modell eher unerwartet ist. Und der Preis? Der liegt bei 12.550 Dollar – ziemlich hoch für eine Sportuhr aus Stahl. Im Vergleich zur Rolex Submariner Date – mit einer Wasserdichtigkeit von 300 Metern und dem älteren Uhrwerk für 8.550 Dollar – ist das ein gewaltiger Unterschied. Verglichen mit der neu überarbeiteten Sea-Dweller, die mit dem neuen Uhrwerk und einem Preis von 11.350 $ bis 1.220 Meter wasserdicht ist, fallen die Mehrkosten weniger ins Gewicht. Insgesamt ist der Preis der Deepsea fair.

Ob Sie bereit sind, 300 Dollar mehr für die von uns getestete D-Blue als für die Deepsea mit schwarzem Zifferblatt auszugeben, ist einfach eine Frage des individuellen Geschmacks. Unserer Meinung nach hat die blaue Version mehr Charakter, der sie von den anderen Rolex-Tauchuhren abhebt. Die Revision war ein großer Vorteil für diese Uhr. Die stimmigeren Proportionen und die höhere Gangreserve können Sie zu größeren Abenteuern inspirieren.

MERKMALE:
Hersteller: Rolex S.A., Rue François Dussaud 3-7, 1211 Genf, Schweiz
Referenznummer: 126660
Funktionen: Stunden, Minuten, Sekunden, Datum
Uhrwerk: Eigenes Kaliber 3235, Automatik, Chronometer, 28.800 U/min, 31 Lagersteine, Hack-Mechanismus, Datumsschnellverstellung, Paraflex-Stoßdämpfer, Glucydur-Unruh mit Microstella-Regulierschrauben, blaue Parachrom-Spirale mit Überspirale, COSC-Zertifizierung, 70 Stunden Gangreserve
Gehäuse: Edelstahl 904L, gewölbtes Saphirglas mit Cyclops-Lupe, nicht entspiegelt, Heliumventil, verschraubte Triplock-Krone, Gehäuseboden mit Vollgewinde, Drucksystem mit Innenring aus Biodur 108 und Boden aus Titan Grad 5, wasserdicht bis 3.900 m
Armband und Schließe: Armband aus Edelstahl 904L mit Sicherheitsfaltschließe und 10-stufigem Verlängerungsstück, zusätzliches ausklappbares Verlängerungsstück
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden):
Zifferblatt auf: 0
Zifferblatt abwärts: -1
Krone oben: -1
Krone unten: 0
Krone links: +1
Krone rechts: -3
Größte Abweichung: 4
Durchschnittliche Abweichung: -0,7
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Positionen: 281°
Hängende Positionen: 264°
Abmessungen: Durchmesser = 44 mm, Höhe = 18 mm, Gewicht = 228 g
Preis: $12.550

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